Zwischen Fastfood und Superfoods
Es wird Zeit für einen kulinarischen Report meiner Zeit in den USA. Entscheidet selbst, ob Podcast oder Textform. Von August bis Dezember 2016 war ich 5 Monate in den USA – genauer gesagt East Lansing – einer beschaulichen Universitätsstadt in Michigan. Ich habe für euch eine Art FAQ – der meist nachgefragten kulinarischen Besonderheiten – zusammengestellt. Viel Spaß!
Mein Podcast -> Folge 5
1. „Wird in den USA wirklich so viel Fast Food gegessen? Mag „der Amerikaner“ es einfach gerne fettig, übergroß und am liebsten To Go?“
- Ja und nein, da muss ich ein gemischtes Fazit ziehen…auch ist eine solche Einschätzung in einer Studentenstadt natürlich verzerrt. Vom Gefühl her sieht es jedoch so aus, dass sich die Mehrheit der jungen Menschen grundsätzlich schon für Ernährungsaspekte und gutes Essen interessiert. Andererseits kann ich sagen, dass zwischen dem gesunden Anspruch und der gelebten Wirklichkeit dann doch regelmäßig wieder Welten aufklaffen. Zum Frühstück noch ein selbstgemachter Smoothie, dann aber zum Lunch irgendein Microwave-Food und zum Dinner am Abend schnell eine Pizza bestellt „es muss halt schnell gehen.“
2. „Du hast bestimmt einen richtig geilen Burger gegessen oder?“
- Ich habe gute Burger gegessen, aber ehrlich gesagt nix was mich nun toootal vom Hocker gerissen hätte. Vielleicht war ich nicht den richtigen Lokalen… Grundsätzlich waren Burger, aber schon das standardmäßige „Bar Food“ und stets (ich hatte zumindest Glück) eine sichere Nummer. Hervorzuheben wäre für mich eher, dass Beilagen-Pommes in vielen Fällen tatsächlich hausgemacht waren und in vielerlei Variation daherkamen. Ganz gleich, ob nun sehr gut gewürzte Süßkartoffel Pommes, salzig-süße Pommes (in der Tat – mit ordentlich Zucker) oder – der Amerikaner mag es gerne käsig – mit Cheddar Cheese überbacken und/oder mit Käsesauce.
3. „Was ist überhaupt typisch amerikanische Küche?“ [Abseits der bisherigen Beispiele]
- „Die amerikanische Küche“ ist natürlich ein Spiegelbild der Gesellschaft, eine Mischung aus internationalen Einflüssen aller Welt, die dann mitunter lokal auch noch unterschiedlich adaptiert werden. Besonders war für mich, dass man gerne süß und salzig kombiniert (beispielsweise süße Pancakes mit Bacon oder süß-salziges Popcorn). Das kommt ja in der modernen Küche Europas auch immer mehr auf den Teller, aber „salted caramel“ im Dessert klingt dann doch immer noch sehr fremd für uns und ist sicherlich noch nicht der Standards auf deutschen Tischen.
- Cool fand ich die ausgeprägte Saisonalität im Herbst – und das sogar auch bei Walmart, Meier und Konsorten (den großen Verbrauchermärkten). Wohin das Auge reichte: Kürbissorten, die ich bisher nie gesehen habe… Apple Cider in verschiedener Variation (eine Art direkt gepresster Apfelsaft) und frische Maiskolben – dazu später mehr.
- Typische Komponenten der amerikanischen Küche sind sicherlich Bacon&Cheese. Nicht die gesundesten Lebensmittel, aber ich muss zugeben – leider unglaublich gut, so gut – dass man in Regel gerne mehr Cheese und Bacon zum Omelette gibt als „das gesunde Maß“. Ich arbeite noch daran, mir es nun wieder etwas abzugewöhnen, zumindest muss es nicht jeden Tag sein haha
4. „Was war für dich der absolute Knaller kulinarisch? Das Beste, was du in deiner Zeit dort gegessen hast?“
- Das war wohl ein richtig geniales Texas Barbecue. Viel Fleisch, das verdammt lange gegart wurde und verdammt zart ist (natürlich der Street Food Fan weiß, ich rede von Pulled Pork und Pulled Turkey), dazu verschiedene hausgemachte Barbecue Saucen. Danach hat man für den Tag und wahrscheinlich auch den nächsten Morgen erstmal genug Kalorien intus, aber es ist jeden Penny wert, wenn ihr in ein gutes Lokal gibt. Und ich habe mir sagen lassen in den Südstaaten wimmelt es nur so von guten BBQ Restaurants.
5. „Was war das scheußlichste Essen?“
- Das war ein richtig schlechtes Philly Cheese Steak. Normal, bin ich ein großer Fan von diesem Gericht – aber nunja es war immerhin umsonst haha (eine Facebook Aktion eines Filialrestaurants in meiner Uni-Stadt). Fleisch zäh wieder Leder (übergart), zu wenig Sauce, zu wenig Käse (man gewöhnt sich eben schnell an die üblichen Mengen) und das Baguette-Brot absolut labbrig und durchgeweicht (schon durch die kleine Menge Sauce).
6. „Welche Einflüsse hast du für eigene Gerichte mitgenommen?“
- Ich habe versucht alle saisonalen Dinge (im Wesentlichen: Kürbis, ganze Maiskolben, Äpfel, Apple Cider, frische Cranberries und Blueberries) mal auszuprobieren im Herbst und mit deutsch/amerikanischer Handschrift auf den Teller zu bringen. Mein liebstes Gericht ist meine Maissupe – da habe ich versucht einfach alles zu integrieren und ich muss sagen die Zutatenliste liest sich gut – „frische Maiskolben, Bacon, geriebener Cheddar, Apple Cider Essig, Ahornsirup, geröstete Cashewkerne & Cranberries […] „.
- Ich habe mich mal wieder an das (süße) Pie Backen begeben und mein Grundrezept verfeinert.
Zudem habe ich gelernt:
- Bacon und Käse sind fast immer eine Lösung, um ein herzhaftes Gericht zu veredeln haha
- Frische Produkte sind ihre etwas aufwändigere Verarbeitung definitiv wert (ganze Maiskolben, frische Cranberries etc.).
- Süß-salzige Kombinationen sind echt eine willkommene Abwechslung.
- Ein ausgedehntes Frühstück sollte man zu jeder Tageszeit – sogenanntes „upside down breakfast“ – bekommen können (so in amerikanischen Diner Restaurants), oder man bereitet es sich guten Gewissens eben selbst zu.
7. „Gibt es etwas was du in Deutschland vermisst?“
Zugegebener Maße bin ich echt zum Peanut Butter Fan geworden, vor allem in der „Crunchy Variante“ (ganze Erdnusstückchen enthalten) mit einem Hauch Meersalz, das ist einfach unglaublich gut.
- Gutes Vollkornbrot konnte ich nicht finden, aber Bagels waren eine willkommene und vollwertige Abwechslung. Natürlich sind Bagels auch in Deutschland zu bekommen, aber meist sehr teuer und in anderer Qualität irgendwie.
- Die Obst- und Gemüsevielfalt amerikanischer Supermärkte (ja das ist kein Scherz!) werde ich ebenso vermissen. Man bekommt wirklich nahezu alles, vom Trend Sorten wie Weizengras bis hin zu „europäischen“ Kohlsorten aller Art, gleiches gilt zumindest mit Abstrichen für die Obstauswahl. Wenngleich ich fertig klein geschnibbelte Ware nicht brauche.
8. „Was habe ich in den Staaten kulinarisch am meisten vermisst?“
- Ganze Gewürze (Zimtstangen, Sternanis, Nelken etc. ) waren nicht (einfach) zu bekommen, stattdessen gibt es „vorbereitete“ Gewürzmischungen für allerlei Gerichte im Überfluss. Da möchte ich schon selbst Herr in der Küche sein… Über die besseren Bio-Supermarktketten und Asia-Märkte kommt man über Umwege, dann aber doch an gute Gewürze.
- Eine weit verbreitete Kultur, sich die Zeit zum Essen und vor allem Kochen zu nehmen. Wie eingangs erklärt, sind viele junge Menschen zwar gewillt sich gesund zu ernähren, aber wirklich Zeit dafür nehmen wollen sich, meinen Beobachtungen nach, leider die Wenigsten, nicht ohne Grund gibt es auch in den Supermärkten soviel abgepackte Salate, Fertig-Kits für Tacos etc. oder all das Convenience Food für die Mikrowelle.
9. „Was hältst du vom amerikanischen Bier?“
- Also die, ich nenne sie mal „Mainstream“-, Light-Biere sind leider auch geschmacklich eine Light-Variante eines klassischen Bieres, um es freundlich auszudrücken.
- Der „Craft Beer“ Trend mit immer mehr lokalen Klein(st)brauereien und einer unbeschreiblichen Sortenvielfalt steht auf der anderen Seite der Medaille. Das war wirklich sehr interessant und vielfältig. Fruchtige Aromen, nussige Noten, schokoladige Einflüsse, Kakao, Kaffee, Kräuter…es gibt wohl nichts was nicht geht. Ich empfehle jeden sich zum Start ein paar Sampler (kleines 0,1-er Glas) bringen zu lassen (macht quasi jedes Lokal), um „sein“ Bier aus der überwältigenden Bierkarte der Microbreweries zu finden. Oder man bestellt einfach eine „beer sample plate“, ein kleines Tablet mit verschieden Sorten; dies wird von vielen Lokal explizit angeboten.
- Mein Lieblingsbier Sorte, zum Genießen, war hinterher definitiv der Typ „Stout Beer“ (eine Art Schwarzbier) mit leichter Kaffee- und Schokonote. Probiert es einfach mal aus!
- Das sehr verbreitete „IPA Beer“ gehört für mich der Kategorie „muss man mögen“ an.
- Trotz alle dem guten (Craft Beer), hätte ich manchmal nur zu gerne „ein Pils bitte“ gesagt. Das muss ich ehrlich eingestehen, sich jedes Mal erst über 10,15 + x – Sorten schlau zu machen, kann auch anstrengend sein.
10. „Unter dem Strich, wie fällt dein kulinarisches Fazit aus?“
- Die Staaten sind definitiv eine (kulinarische) Reise Wert. Aufgrund der vielfältigen Küche ist sprichwörtlich für Jeden und Jede etwas dabei, und ja man kann sich auch ausgewogen und gesund ernähren. Zugegebenermaßen fällt es manchmal schwer.