Ein grauer Morgen am Dortmunder Hauptbahnhof, auf geht’s ins Ländle, genauer gesagt nach Reutlingen. Am Abend startet in Reutlingen das Food Blogger Camp. Ein Zusammentreffen von 60 Food Bloggern von Flensburg bis München, trifft sich in einer Reutlinger Kochschule. Und was steht auf dem Programm? Na klar – es wird eben zusammen gekocht. So zumindest meine Annahme, doch es war weit mehr als das gemeinsame Kochen unter Food Enthusiasten.
In Reutlingen angekommen blieb das Wetter zwar dunkelgrau, doch schon nachdem ich in der Kochschule – Cooking Concept – angekommen war, betrat ich die farbenfrohe Welt der Kulinarik aus aller Welt. Um ehrlich zu sein, kann man auf so einem Blogger Event schon mal etwas überwältigt sein von der Offenheit aller Teilnehmenden. Gleichzeitig kennen sich bereits sehr viele und man fühlt sich als Gast auf dem Klassentreffen der Parallelklasse. Man kennt sich zwar nicht wirklich persönlich, hat aber schon einmal voneinander gehört. In diesem Falle – jeweilige Blogs gesehen. Eine meiner ersten Fragen: Wie stellt man sich eigentlich am besten vor, mit Vornamen, Wohnort oder lieber erst der Blog? Resümee – am besten gleich beides!
Der Freitagabend…
diente der Einstimmung, dem geselligen Kennenlernen. So gab es ein gemeinsames Knödel Essen alias „Vorknödeln“ mit freundlicher Unterstützung von Burgis. Zwischen salatigen, herzhaften und süßen Knödel Variationen, Wein und Bier, gab es Zeit für reichlich Smalltalk über typische Blogger Probleme wie „meine Verwandten/Freunde wollen immer den gleichen Kuchen, weil sie den so toll finden. Doch… Man ey, ich will doch mal was Neues ausprobieren und schöne Bilder machen“ Jaja wer kennt es nicht, wir Blogger sind schon etwas eigenwillig und stets auf der Suche nach der neusten Rezeptkreation.
Nach einem geselligen Abend – verabschiedet mich Organisator Jan mit den Worten „wirst schon sehen, kriegen wir alles hin mit den Sessions morgen“. Nun gut, bis dahin hatte ich immer noch nicht so recht eine Ahnung was mich erwartet, aber ich ließ es auf mich zukommen.
Samstag…
Nach einer kurzen Nacht ging es gen 9 am Morgen auch schon wieder ins Cooking Concept. Nach ausgiebigen Frühstück, bei dem so manch Frühstücksteller natürlich direkt mal fix zum Eyecatcher drapiert wurde, ging es los mit einer Vorstellungsrunde in der großen Gruppe. Jeder stellte sich, seinen Blog und drei prägnante Merkmale alias Hashtags vor.
Schon ging es an die Session Planung. Meine persönliche Erleuchtung wie der Laden nun läuft… Es gab bis zu 7 parallele Sessions a 45 Minuten. Nach und nach traten alle an die Pinnwand (und ich auch mit meiner Apple Pie Session) und beworben ihre Session. Die Wand füllte sich mit einem Potpourri aus Thaipasten mörsern, Maultaschen machen, essbare Kreide herstellen, Knödel braten für Angeber, Kaffeecocktails kreieren und so weiter und so fort … Auf der anderen Seite ließen sich auch die Web- und Media-Spezialisten mit allerlei Vorschlägen nicht lumpen. Pinterest Erfolgsstorys, Food Fotografie, Apps für einen besseren Workflow, Media Kit Besprechung oder ein YouTube Q&A… Es ging hoch her.
Ich startete auch direkt mit 2 ergiebigen Theorie Sessions. Währenddessen stieg im Cooking Concept schon ein hervorragender Essens Duft auf, denn die Mittagspause nahte. Cooking Concept Chefkoch Markus hatte alles bestens koordiniert, sodass in der Hauptküche das große Buffet aufgebaut werden konnte. Ich holte mir „nur“ 1-2 Probier-Teller der Thai Currys, um vor Ende der Mittagspause schon einmal schnell meine Session Küche zu checken und mir von Markus alle Zutaten bringen zu lassen. Und es war tatsächlich alles da bis auf frischen Ingwer – schnell stellte sich mir die Frage „Vielleicht einfach Galgant… Mhm nein, ein anderes Mal heute keine Experimente“. Jaja wenn ich einen Plan habe, muss das auch so durchgezogen werden.
Gesagt – und fast schon gebacken…
Pünktlich zum Session Beginn hatte ich zehn motivierte Teilnehmer in der Küche am Start, mit so einem Zulauf hatte ich gar nicht gerechnet… Gut, dass ich zumindest auf zwei große Pies geplant hatte. Alle Aufgaben verteilt, Teig fertig, Teig gekühlt und ausgerollt. Parallel dazu ging es auch schon an die Äpfel und es waren mal wieder die kleinen Sachen, die alle begeisterten. Äpfel mit ordentlich Zucker marinieren, in ordentlich Butter mit herrlichen Gewürzen (Zimt, Muskatnuss, Orangenschale) in der Pfanne durchschwenken, den Weihnachtsduft inhalieren und sich wie kleine Kinder darüber freuen nochmal ordentlich Ahornsirup dazu zu geben bevor alles mit einem ordentlichen Schuss Rum abgelöscht wird. Es war aber auch herrlich!
Nun kam das Obst auf den leicht vorgebackenen Mürbeteig, Teigdeckel drauf, ein paar nette Mürbeteig Kekse wurden gekonnt ausgestochen und auf dem Teig drapiert. Soweit so gut, ich war besser in der Zeit als ich es mir je erträumt hatte vorher… Nun gut wir wissen ja „Backen ist das neue Yoga“ und so konnte man den Backvorgang in Ruhe beobachten sowie sich derweil genüsslich auf die rumgetränkten Apfelstücke konzentrieren – am Ende kam noch ein Crumble dabei raus. Außerdem wurde die Rosmarin Sahne und die Salted Caramel Sauce zubereitet.
Zu letzterer gab es noch das passende Meersalz von Markus und alle waren glücklich, als wir die ersten kleinen „Vorführ“ – Pie Küchlein aus dem Ofen holen konnten. Beim Anrichten zeigte sich mal wieder der FBC Geist: Hier noch ein Rosmarin Zweig, ein Sahne-Tupfen da, Caramel Sauce kunstvoll darüber drapiert und das stilvolle Rezept-Foto ist im Kasten!
War eine tolle Runde… gerne wieder in Düsseldorf.
Danach gab es noch eine Theorie Session für mich und schon stand das Abendessen auf dem Tisch – Jan hatte Recht, dass wir aus dem Cooking Concept rausrollen werden. Heute gab es diverse Thai Varianten von Tina (Lecker & Co) (Achtung scharf und vielleicht ein Hauch Galgant im Abgang?!) und ehrliche Hausmannskost – 100 Prozent selbst hergestellte Bratwürste vom Thilo (Allerbester Kram). Die waren so gut, dass direkt der Rauchmelder Feuer und Flamme war – nachdem sich die Nebelschwaden gelichtet hatten, gab es noch 1-2 erfrischende Kaffee Cocktails und so ging es in den Abend. Wirklich faszinierend, wie weit auseinander man wohnen kann, wie viele Generationen man altersmäßig auseinander sein kann – die Leidenschaft für das Kochen und gute Lebensmittel bringt einen immer auf einen Nenner. So ging der Abend dahin, bei einigen Wein und endlosen Gesprächen von kulinarischen Reisen, um schließlich dem Cooking Concept Team den Feierabend zu gönnen.
Und schon war Sonntag Morgen…
Am Sonntag füllte sich unsere Location etwas langsamer, es waren schließlich intensive Tage zuvor. Dennoch reichte die Schlange an der Kaffeemaschine, um sich ein Rundum Feedback zum eigenen Blog zu holen. Manche Blogger kriegen tatsächlich nie genug und klicken sich morgens um 5 noch mal fix durch unsere Homepages, gut solche Inspirationsquellen zu haben. Nach dem Frühstück, wollte ich zunächst bei den Maultaschen mitkochen… Doch ich war irgendwie so im Blogger-Workflow und wollte mir in der Website-Review Session noch einmal etwas Input holen. Also ab in die nächste Runde „Blogger helfen Bloggern“…
Danach dachte ich mir dann mal wieder „soooo…jetzt wird aber gekocht“. Unter Anleitung von Verónica – 1000 Leckerbissen – machten wir uns an einen venezolanischen Straßensnack – sogenannte Empanadas. Knusprig, ausgebackene Maismehltaschen mit Hackfülle oder wahlweise Käse, die dann in eine erfrischende Guacamole getunkt werden… Herrlich! Das Mittagessen wurde ergänzt durch schwäbische Maultaschen, einem indischen Curry, mit „einer Art Naan“ Brot (es war auf jeden Fall verdammt lecker) und allerlei Leckereien aus der Resteküche, wie geschmorten Spinat, diversen Dips und Chutneys – Food Blogger werfen eben keine Lebensmittel weg.
Letzte Session Runde… und noch einmal Theorie für mich. „Eigentlich wollte ich ja 50/50 – Theorie/Kochen – machen?“ Aber naja, die Angebote waren eben verdammt reizvoll und man möchte ja möglichst viel mitnehmen. So ging es weiter an jenem Nachmittag mit den Schlagwörtern „Your Blog Your Party – verkaufe dich nicht unter Wert“, „Pinterest liebt Hochkant“ und vieles mehr.
Der krönende Abschluss war dann das finale New York Cheesecake und Faschings-Küchle Kaffeetrinken…so ging der Nachmittag schließlich dem Ende entgegen. Wir richteten noch einmal volle Konzentration auf die Abschlussrunde und die Worte der Organisatoren, bevor noch diverse Lebensmittel Überbleibsel vom Wochenende unter die Blogger gebracht wurden.
Ich packte alles zu meinen auch schon voll bestückten Goodie Bags der Sponsoren und machte mich so langsam auf den Weg, mit den Zug gen‘ Heimat. Ein inspirierendes Wochenende ging zu Ende…
Was nehme ich mit?
Für mich zeigte sich in den vergangenen drei Tagen – Food Blogger können sich in fast jedes technische Detail reinfuchsen, sind stets wach für die neusten Ernährungstrends (und sei es das potentielle Trend-Gewürz von in zwei Jahren), doch am Ende des Tages können wir uns auch noch alle über die kleinen Dinge des Lebens freuen. Warmer Milchreis mit Zimtzucker zum Frühstück…